Das Stadtmuseum Mannersdorf gilt als eines der größten und reichhaltigsten Ausstellungsstätten des südöstlichen Niederösterreich. Mannersdorf am Leithagebirge, im Bezirk Bruck an der Leitha gelegen, verfügt über eine äußerst bemerkenswerte und lange Geschichte, die bis in die Ur- und Frühzeit nachweisbar ist. Aus diesem Grund entstand vor allem in den 1960ern die Idee, die spannende Geschichte von Mannersdorf und seiner Umgebung aufzuarbeiten. Zwar bestand im Ort schon bis 1945 ein beachtenswertes Ortsmuseum, es ging aber mitsamt seiner Exponate mit Ende des zweiten Weltkrieges komplett zu Grunde. Neue, leistungsstarke Traktoren und rege Bautätigkeit förderten in den Jahren ab 1960 viele archäologische Gegenstände zu Tage. Um die Funde der örtlichen Bevölkerung zu erhalten, wurde 1969 der Kultur- und Museumsverein Mannersdorf gegründet. Die wesentlichen Aufgaben der engagierten Vereinsmitglieder waren die Wieder-Errichtung eines Museums, das für die breite Öffentlichkeit zugänglich wurde, die Planung kultureller Veranstaltungen und die archäologische Erforschung des Raumes Mannersdorf.
Auf der Suche nach einem geeigneten Museumsgebäude bot sich der ehemalige Schüttkasten der Herrschaft Scharfeneck an, der 1579 errichtet wurde. 1973 wurde er von der damaligen Marktgemeinde Mannersdorf dem Kultur- und Museumsverein zur Errichtung eines Museums- und Kulturzentrums übertragen. Am 26. Oktober 1979 konnte das Museum eröffnet werden, wo es vom Verein bis heute geführt wird. Das Renaissancegebäude war zu diesem Zeitpunkt genau 400 Jahre alt und praktisch im ursprünglichen Zustand. So wurde das selbst historische Gebäude zu einem Ausstellungsort für wertvolle Fundstücke aus unserer regionalen Geschichte.
Mittlerweile hat sich das Stadtmuseum Mannersdorf nicht nur als Heimatmuseum einen guten Ruf gemacht, sondern wird auch unter WissenschafterInnen aufgrund seiner einzigartigen Fundstücke sehr respektiert. Im Zuge universitärer Forschungsarbeiten sind immer wieder ArchäologInnen, HistorikerInnen, GeologInnen und viele weitere Fachleute zu Besuch im Stadtmuseum Mannersdorf.
Keller und Erdgeschoss sind in eindrucksvollen Gewölben ausgeführt. In diesen Räumlichkeiten wurden unsere Abteilungen „Steinmetztechnik“ und „Archäologie“ errichtet. Das Obergeschoss ist mit einer mächtigen Tramdecke versehen. Hier gibt es Raum für Veranstaltungen und Sonderausstellungen, wie zum Beispiel „Unsere Lange Nacht“ oder diverse Vernissagen heimischer Künstler.
Auch der Dachboden unter dem steilen Giebeldach wurde zum Ausstellungsraum ausgebaut. Hier finden Besucher die Ausstellungsstücke unserer Abteilungen „Mineralien & Fossilien“ sowie „Volkskunde & Stadt-geschichte“. Über dem Dachboden konnte zusätzlich noch wertvoller Raum für Depotzwecke im Spitzboden geschaffen werden.
Wenn Sie unser historisches Museumsgebäude besichtigen und die einzelnen Abteilungen bestehend aus
sehen wollen, kommen Sie doch einfach vorbei. Der Museumsverein Mannersdorf freut sich auf Ihren Besuch!
Die Archäologische Abteilung im Erdgeschoß des Gebäudes ist der älteste Teil des Museums. Die Ausstellungsstücke sind chronologisch von der Jungsteinzeit bis zum Frühmittelalter chronologisch aufbereitet.
Die günstige Lage am Rande des Leitha-gebirges mit anschließender fruchtbarer Ebene zog zu allen Zeiten Jäger und Siedler an.
Einige Fundstätten erbrachten überaus reiche und höchst interessantes Funde, wie etwa die Fluren
Wolfsbründl - Jungsteinzeit
Reinhtal - Latène
Hausfeld am Arbach - röm. Kaiserzeit
Steinäcker - Awaren
Durch aufmerksames Absuchen der Felder nach dem Pflügen und Mithilfe der Bevölkerung konnten in den 1970ern viele bis dahin unbekannte Fundstellen entdeckt und archäologisches Material geborgen, gerettet und den Bewohnern unseres Gebietes präsentiert werden.
Als letzter Ausläufer der Ostalpen ist der Kern des Leithagebirges aus Urge-stein aufgebaut. Hauptanteil bilden Gneise, Glimmerschiefer, Quarzite und Arkosen.
So finden sich im Glimmerschiefer auch Granate, Bergkristall in den Klüften von Quarzit und Gneis, teils in Verbindung mit Erzen. Im Ton der Tegelgrube treten Gipskristalle, Markasite und Pyrite auf. Im Dolomit kommen fallweise Baryt-kristalle vor.
Mächtige Kalkschichten wurden dann im Tertiär an den Flanken der damaligen Inseln abgelagert. Viele Steinbrüche und Aufschlüsse im Bereich des Kalkes sind Grund für eine deutliche Überzahl an Fossilienfunden.
Muscheln (Steinkerne und Schalen), Schneckenkerne, Seeigeln, versteinerte Knochen von Seekühen und Zähne von verschiedenen Fischen geben ein eindrucksvolles Bild des Lebens in der Parathetys.
Die Fossilien von Landtieren stammen vorwiegend aus einigen Sandgruben unseres Gebietes. Knochen von Nashorn, Hirsch, Pferd und auch Zähne von einem Affen zeigen die vielfältige prähistorische Fauna. Der Oberkiefer eines Dinotheriums, eines vorzeitlichen, elefantenähnlichen Rüsseltieres, gefunden in der Tegelgrube des Zementwerkes ist ein besonderer Fund.
Das Stadtmuseum Mannersdorf besitzt in seinem Kellergeschoss Europas größte Steinmetztechnische Sammlung.
Diese Spezialsammlung wurde von Herrn Steinmetzmeister Friedrich Opferkuh sen. (✝ 1993), dem ersten Obmann des Kultur- und Museumsvereines Mannersdorf, in vielen Jahren zusammengetragen und dem Stadtmuseum Mannersdorf vererbt.
Schon seit der Bronzezeit hat sich die Steinbearbeitung durch den Kalkstein in unserer Region entwickelt und der Bevölkerung eine gute Lebensgrundlage geboten.
Mannersdorf hat seine Funktion als einer der wichtigsten Steinlieferanten auch über die Jahrhundert nicht verloren. So wurde zum Beispiel für den Wiederaufbau des Wiener Stephansdom Mannersdorfer Kalkstein verwendet.
Auch für viele Prunkbauten der Wiener Ringstraße wurde Stein aus Mannersdorf verwendet.
Die unter der Bezeichnung Volkskunde gezeigten Exponate geben einen interessanten Einblick in das Alltagsleben der vorigen Jahrhunderte. So sind Geräte und Werkzeuge verschiedener Handwerker und der Landwirtschaft zu sehen. Auch das religiöse Leben, Kirche, Schule und Kinderspielzeug vergangener Zeiten werden aufgezeigt. Einige Muster der Leonischen Drahtzugfabrik sind der Beweis für die frühe Industrialisierung am Beginn des 19. Jahrhunderts.
Archäologisch ist die Besiedelung der heutigen Stadt Mannersdorf und seiner Umgebung bis in die Hallstattzeit nach-weisbar. Wann Mannersdorf tatsächlich gegründet wurde, ist bis heute unklar und lässt nur Vermutungen zu.
1383 wird es erstmals erwähnt, Funde im Ortsgebiet deuten auf einen weitaus früheren Zeitraum hin. In der Abteilung Volkskunde & Stadtgeschichte können Sie verschiedenste Zeugnisse der langen Geschichte Mannersdorfs bewundern.
Die Grenzlage brachte dem Ort viele unruhige und gefahrvolle Zeiten, das Bad mit der Thermalquelle schon früh eine wirtschaftliche Sonderstellung.
Zementindustrie, Infrastruktur und gute Lebensbedingungen führten zur Stadter-hebung vor fast 30 Jahren.
Funde aus dem Latène Gräberfeld
Gotischer Bauteil
Seeigel
Türkenkriege
Adresse
Jägerzeile 9
2452 Mannersdorf
Öffnungszeiten
Mai bis Oktober 2022
Sonntag 10.00 - 12.00
Gruppen nach Voranmeldung bei
Herrn Heribert Schutzbier (Tel: 02168/626 80)
Dr. Michael Götzinger (Montag, 28 Oktober 2024 15:40)
Am letzten offiziellen Öffnungstag 2024 habe ich das Museum besucht, das ich schon vorher von mehreren Besuchen kannte. Aber jedes Mal findet man neue Aspekte in dieser reichhaltigen Sammlung auf 3 Ebenen. Es zeigt übrigens auch Exponate aus dem Nordburgenland. Für einen Besuch sollte man sich Zeit nehmen, weil die Vielseitigkeit einfach enorm ist - oder man kommt ein zweites oder drittes Mal.