ARCHÄOLOGIE



Die Archäologische Abteilung ist der älteste Teil des Stadtmuseum Mannersdorfs. Sie wurde 1979 eröffnet und enthält Funde aus den Gemeinden Sommerein, Mannersdorf, Hof und Au. Diese vier Ortschaften gehörten jahrhundertelang zur Herrschaft Scharfeneck. Das Gebiet rund um diese Gemeinden bildet aber auch eine geografische Einheit: Im Norden ist es vom Lauf der Leitha begrenzt, im Süden vom Kamm des Leithagebirges und im Osten und Westen von je einem Bach, dem Draxler-Graben und dem Edelbach. Die Region der Herrschaft Scharfeneck weist ein Siedlungskontinuum von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart auf. So findet man im Stadtmuseum Mannersdorf neben den Ausstellungsstücken in der Archäologischen Abteilung, die aus

  • technischen Gegenständen 
  • praktischen Alltagsgegenständen 
  • Waffen
  • Schmuck 

und vielem mehr bestehen, nicht nur interessante Zeugnisse urzeitlicher Vorfahren, sondern auch eine große Sammlung an Alltagsgegenständen aus nicht allzu vergangener Zeit, die man Seite an Seite in der Abteilung für Volkskunde und Stadtgeschichte bestaunen kann. Ebenso aufregend sind die zahlreichen Mineralien und Fossilien, welche die lange Geschichte unserer Region noch zusätzlich verdeutlichen. Wer sich näher für Technik und Werkzeug aus der nahen Vergangenheit interessiert, kann sich in unserer Abteilung für Steinmetztechnik schlau machen. 

 

Die Archäologische Abteilung befindet sich im Erdgeschoss des Museumsgebäudes und ist chronologisch aufgebaut. Sie zeigt Exponate aus den Epochen Jungsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Die Fundstücke, die von einheimischen Hobby-Historikern entdeckt und mit großer Sorgfalt restauriert wurden, geben Eindrücke in die Lebensweise unserer Vorfahren. Es handelt sich dabei teilweise um Unikate, welche die historische Forschung grundlegend verändert haben und zu neuartigsten Erkenntnissen geführt haben. Genau diese besondern Entdeckungen haben das Stadtmuseum Mannersdorf und seine Archäologische Abteilung sowohl bei der Bevölkerung als auch bei WissenschafterInnen sehr beliebt gemacht. 

 

Die einzigartigen Fundstücke reichen von technisch hochwertigen Töpferöfen aus der Latènezeit über römische Inschriften bis zu einem deformierten Schädel aus der Spätantike / dem Frühmittelalter. Selbst kuriose Objekte, wie eine Omega-Haarnadel, die üblicherweise im Balkanraum gefunden wurden, tauchten in unserer Gegend auf und erzählen interessante Geschichten.

 

 

Machen Sie sich am besten selbst ein Bild und entdecken sie besondere Highlights wie: 

 

 Römische Gesichtsurne 

 

Römische Gesichtsurnen zählen zu den ungewöhnlichsten Keramikgefäße. Die händisch applizierten Gesichter wirken wie aus einer  anderen Zeit und passen so gar nicht  zu den uns geläufigen Bildern aus der römischen Epoche. Sie kommen nicht häufig vor, sind aber im westlichen Reich vom 1. bis zum 4. Jahrhundert vertreten. Speziell dort, wo Militär stationiert oder Veteranen angesiedelt waren.

 

Gutshöfe von Vetranen aus den Garnisonsstädten Vindobona und Carnuntum könnten Grund für diesen Fund sein.

Diese Gesichtsurne stammt aus dem Gräberfeld vom Hausfeld am Arbach.  

 

 

 

Steinzeitliches Amulett aus menschlichem Schädelknochen

 

Beide Objekte wurden postmortal entnommen, wie Wurmfraßspuren beweisen. Das linke, größere ist ein Rohling, der noch nicht bearbeitet wurde. Das rechte, kleinere Amulett zeigt eine geglättete Oberfläche, gerundete Kanten und drei Bohrungen. Eine weist Scheuerspuren auf, die durch langes Tragen an einer Schnur entstanden sein dürften. Wovor genau es schützen sollte ist nicht bekannt. 

 

 

 

keltische Prunklanzenspitzen

 

Aus dem  latènzeitlichen  Gräberfeld im Reinthal  stammen  zwei  Prunklanzenspitzen aus Eisen. 

Die abgebildete hat eine kurze Tülle und ein lanzettförmiges breites Blatt.  Am Schaft war sie mit dem noch erhaltenen Niet befestigt. 

Das Blatt mit starkem  Mittelgrat hat eine komplexe Durchbruchsverzierung aus Fischblasen,   Dreiecken, Rauten, Kreisen und Radmotiven. Die zweite Lanzenspitze hat ein schlankes Blatt, in dem  eine Bronzescheibe eingesetzt ist. Beide Spitzen wurden nicht als Waffe sondern als Rangabzeichen oder Standarte verwendet.

 

Komplettes Brandgrab aus der späteren Bronzezeit

 

Die Steinkiste besteht aus 4 sorgfältig behauenen Steinplatten die mit konzentrischen Kreislinien und Sanduhrformen verziert sind. 

Bei der südseitigen Steiplatte ist die mittlere Kreisverzierung durchbrochen durch ein sogenanntes "Seelenloch". Die Grab-beigaben (2 Doppelkonusgefäße mit Knochenklein, Messer, Nadel und Lanzenspitze aus Bronze und Tierknochen aus Nahrungsbeigabe lassen eine eindeutige Datierung in die Urnenfelderzeit, somit in das 13. Jahrhundert vor Chistus zu.

 

Das Grab ist ein guter Beleg für die lange Tradition der Steinbearbeitung im Raum des Leithagebirges.

 

 

 

Schuhleisten aus Ton

 

Die beiden ältesten hallstattzeitlichen Schuhleisten aus Ton sind außergewöhnliche Funde und Weltunikate (!). Sie dienten zur Herstellung von Schnabelschuhen mit aufgebogener Spitze, Rist- und Fersen-naht. Vermutlich aus Ziegenleder mit einer festen Sohle aus Rindsleder.

 

Gefunden im Gemeindegebiet von Sommerein aus einem Weingarten zwischen Mannersdorf und Sommerein.

 

An der Kopie eines Leistens ist ein solcher Schuhtyp nachgebaut und seine Form gut sichtbar.